St. Antonius-Kirche Kevelaer
In die fünfhundertjährige Geschichte… unserer Pfarrkirche fällt nach der Abpfarrung von der Gemeinde Weeze im Jahre 1472 die Entstehung der Wallfahrt am Ende des Dreizigjährigen Krieges.
Der Pfarrer an der damaligen kleinen St.Antonius-Kirche (früher so groß wie heute die Antoniuskapelle links) setzte am 1.Juni 1642 in das mit seiner Hilfe von Hendrik Busmann und seiner Frau Mechtild am heutigen Kapellenplatz errichtete Heiligenhäuschen das kleine Marienbild ein.
Hier wurde Maria wirklich zur „Trösterin der Betrübten“ für alle Beterinnen und Beter in der wechselvollen Geschichte des niederrheinischen Raumes in über 350 Jahren.
Wiederaufbau nach dem Krieg
Seit ca. 1450 stand an dieser Stelle die kleine, gotische Dorfkirche. Erst nach dem Bau der Basilika vor 130 Jahren ging man an den Ausbau der Pfarrkirche, die 1904 auf ähnlichem Grundriss wie heute als prächtig gestaltete, neugotische Kirche eingeweiht wurde. Zweimal danach noch sollten die Kevelaerer in diesem Jahrhundert ihre Pfarrkirche von Grund auf erneuern: Nach der Kriegszerstörung lag sie 7 Jahre brach bis Wiedereinweihung 1952. Und nach einer durchgreifenden nachkonziliaren Renovierung 1972 zur 500 Jahrfeier der Pfarrgründung wurde sie am 13.1.1982 ein Raub der Flammen. Nur die Außenmauern der Kapelle, der Taufkonche, der Sakristei, des Chorraumes und des Turmes konnten erhalten werden. Die Architekten Baumewerd und Eling wurden mit dem Wiederaufbau beauftragt. Als Künstler für die Altargestaltung wirkte Professor Heiermann, für alle Bronzearbeiten der Düsseldorfer Bert Gerresheim. Am 17.Januar 1987 feierte die Gemeinde mit Bischof Dr.Reinhard Lettmann die Einweihung.
Details unserer Kirche in Kevelaer
An diesem Ort baut er einen Altar…
heißt es von Noah, Abraham und Jakob, „denn Gott ist an diesem Ort und ich wußte es nicht“. (Gen 32). Die beiden Marmormosaiken vom niedergeschlagenen Propheten Elia, der mit Brot in der Wüste für seinen Auftrag gestärkt wird (1 Kön 19) und vom Mahl der Emmausjünger mit dem Auferstandenen (Lk 24) deuten uns, was hier geschieht: Die Feier am Altar ist die feste Basis unseres Alltags, Christus ist der Grundstein unserer Hoffnung und die Kraft für eine sichere Zukunft. Professor Heiermann hat diesen Altar so gestaltet, daß er sich einfügt in das Ganze der Kirche, aber auch deutlich hervorhebt: Von Christus und seinem letzten Testament lebt die Kirche. Dort ist die Mitte unserer Gemeinde. Die Altarplatte birgt in der Mitte die Reliquien aus dem Gräberfeld unter der Krypta des Xantener St.Viktor-Domes, wo die Märtyrer der Thebäischen Legion bestattet sind. Die schwarz polierte Altarplatte trägt aber auch die Zeichnung der Leidenswerkzeuge Christi: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“
Gebet zum heiligen Antonius
Heiliger Antonius, Du hast in einem langen Leben Christus gesucht und in der Einsamkeit der Wüste in Armut und Gebet gelebt. Vielen bist Du ein Vorbild als Mönch, anderen ein kluger Berater gewesen. Den Menschen in unserer Heimat warst Du ein guter Helfer in den Nöten ihrer Familien. Den Kranken und der Landbevölkerung warst Du ein bewährter Patron und gabst vielen Menschen in seelischen Nöten Kraft gegen das Böse. Segne unsere Heimat, bewahre die Bewohner vor Schaden. Laß uns betende Menschen sein, die in der Wüste dieser Tage Gottes Stimme hören, darauf dankbar antworten und mutig für seine Sache eintreten. Heiliger Antonius, Helfer am Niederrhein, bitte für uns! Amen.
Weil die Sakramente, auch beim Einzelgespräch der Beichte, in der Kirche gefeiert werden und der Unterstützung der gesamten Gemeinschaft bedürfen, liegen die Beichtzimmer im Blickfeld der Gottesdienstgemeinde im rechten Seitenschiff und neben der Pieta.
Auf die Einrichtung der hellen Beichtzimmer legte der Architekt großen Wert. Er entwarf eigens die Möbelstücke, die Sitzgruppe und das Beichtgitter. Zu beiden Beichtformen, traditionelle Beichte und persönliches Beichtgespräch im Gegenüber, kann sich der/die Beichtende im Raum entscheiden.
Zur Beichtvorbereitung finden sich Anregungen im Gotteslob unter Nr. 599 – 601, für Kinder bei Nr. 598.
Das Chrismon am Seiteneingang der Pfarrkirche wurde als Mosaikarbeit in der Gasmalerei Derix gefertigt und mit 1 cm² großen Steinchen ausgeführt. Der goldene Kranz um das PX erinnert an Christus als Sonne der Gerechtigkeit. Die acht Speichen des Sonnenrades verdeutlichen das Sich-Näherkommen der verschiedenen Richtungen und Gruppen in der Gemeinde, wenn sie den Mittelpunkt Christus suchen und dieses Licht der Welt immer wieder feiern. Die Achtzahl weist auf den Auferstehungstag “am ersten Tag” der neuen Woche oder auch auf die acht Seligpreisungen. Das Doppelte der Vierzahl bindet das Weltliche in das Unendliche des Kreises. Das Alpha und Omega besagen, dass Christus uns Anfang und Ende der Welt und der Zeit ist. Sie stehen hier umgekehrt, weil er im Ende unser Neubeginn und Leben ist; weil er die Verhältnisse umkehrt und die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein lässt; schließlich weil er – die Sonne bescheint die Antonius-Kirche im Tageslauf zunächst vom Chor dann über die Schauseite abends zum Hauptportal hin – unsere Lebenstage vom Morgen (östliche Ausrichtung der Kirchen) bis zum Abend (Sonnenuntergang im Westen) begleitet. Das griechische Chi und das Rho (XP) als Anfangsbuchstaben des Christusnamens sind mit den Kreuzesbalken zum Sonnenrad überlagert: Das unten angefügte “S” für Salvator (=Erlöser und Heiland) verdeutlichen die Initiative Gottes “nach unten” für die Menschen und den Rettungsanker “nach oben” für uns Christen. Mit Christus, der Sonne der Gerechtigkeit, leuchtet die Gemeinde die Welt darauf hin aus, ob den Schwachen, den Kranken, den Fremden, den Menschen am Rand Gerechtigkeit geschieht. In ihm finden sich verschiedene Denkrichtungen zusammen. Er macht die Gemeinde sensibel für ihren missionarischen Auftrag, für Nöte in Ost und West, Nord und Süd. Ihn erwartet sie als Erlöser, als Lösung in allen Nöten und am Ende der Zeit.
Fenster sprechen von der Freude des Glaubens, geben Farbe dem Leben, bieten Mediationsanhaltspunkte für den Beter, Durchblick zum Ewigen, sie sind ein Lichteinfall des Göttlichen, geben Leuchtkraft einzelnen Themen des Glaubens.
Während Hans Lünenborg die Fenster in der Kapelle geschaffen hat, stammen alle Fenster der Hauptkirche aus der Hand von Joachim Klos aus Nettetal in Zusammenarbeit mit der örtlichen Glasmalerei-Werkstatt Derix. Sie fügen sich in der Gestaltung und der Farbgebung der Architektur des hohen Raumes ein.
Daß die irdische Kirche und die Kirche des Himmels zusammenwirken in der Feier der Eucharistie, das singen wir beim Sanctus. Die Fenster oben in der Kirche erzählen von der neuen Stadt Jerusalem, wie die Geheime Offenbarung sie schildert mit ihren zwölf Steinen in zwölf Farben. Die sieben Farben des Regenbogens ziehen sich durch, beginnend am Turm bis zur Sakristei. Einzelne Verse der Offenbarung des Johannes, der Mahnungen an die Gemeinden und der großen Liturgie des Himmels vor dem Lamm, der Leuchte der Stadt (oben über dem Haupteingang) lassen sich an kleinen Elementen ablesen.
Die Fenster im Chorraum der Kirche bringen zum Leuchten, was die Gemeinde im vierten Hochgebet der Messe betet: „Wir feiern das Gedächtnis unserer Erlösung, wir verkünden den Tod Deines Sohnes. Wir bekennen seine Auferstehung und Himmelfahrt und erwarten sein Kommen in Herrlichkeit.“ Über den Altar (Abendmahl) und das Kreuz Christi am Lebensbaum blickt die Gemeinde auf die drei Frauen am Grab, die hören: „Er ist nicht hier. Er geht Euch vorauf.“ (Mk 16) Sie betet: „Und schenke uns allen das Erbe des Himmels.“ Gottes Zukunft gehen wir entgegen. Gottes gute Schöpfung, die er erhalten und mit uns gestalten will, wird im linken Chorfenster thematisiert ausgehend von der Noahgeschichte (Gen 6-9). Auf der Amboseite rechts, wo das Wort Gottes gelesen und gedeutet wird, ist das Fenster mit der Szene der Bergpredigt (Mt 5-7) „Christus als Mensch unter Menschen“: „Er hat wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich. Den Armen verkündete er die Botschaft vom Heil, den Gefangenen Freiheit, den Trauernden Freude.”
„Ultreya – Auf weiter, Gott ist mit uns!
Der Ruf der Jakobspilger lädt die Kirche immer wieder ein, „im Aufbruch“ zu sein, auch wenn sie im Gotteshaus Ruhe zum Gebet findet.
Ein Jakobusheiligen-Häuschen ist schon seit Jahrhunderten an der alten Pilgerstraße vor der St.Antonius-Kirche bezeugt.
Die neue St.Jakobus-Figur von Bert Gerresheim hat mit der Muschel- und Sternensymbolik viele Beziehungen zum Apostelgrab in Santiago de Compostela.
Die Mitte unserer Gemeinde ist Christus
Der Verlust des 500 Jahre alten Kreuzes hat die Gemeinde beim Brand 1982 sehr getroffen. Der Künstler hat den verbrannten Christuscorpus an einen bronzenen Lebensbaum gebracht. Leben aus dem Tod. Blühende Ranken am tödlichen Holz. Offene Arme in der letzten Einsamkeit. Das Zeichen vom Untergang der verbrannten Kirche hat die Gemeinde neu aufgerichtet vor sich. Jesus ging diesen Weg. Die Kirche feiert Tod und Auferstehung und spürt an sich selber genug, wieviel Zersetzung und Zerfall vor der Auferstehung geschieht. Die persönliche Nähe eines jeden Christen zu seinem lebenden, leidenden und verherrlichten Christus führt weiter, führt tiefer, führt höher…
Seinen Künstlerstempel hat Bert Gerresheim auf den Hinterkopf des Adam gemacht, der sich an den Baum der Erlösung lehnt. In den Ranken stehen die Namen der niederrheinischen Märtyrer und Glaubenszeugen Karl Leisner, Edith Stein, Heinz Bello, Gerhard Storm… Der, der Kunde gebracht hat von der Liebe des Vaters, sucht heute seine Zeugen! ”Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben.” (Joh 15)
Du hängst am Kreuz. Sie haben Dich angenagelt. Von diesem Pfahl zwischen Himmel und Erde kommst Du nicht mehr weg. Die Wunden brennen in Deinem Leib. Die Dornenkrone martert Dein Haupt. In Deinen Augen schwimmt das Blut. Die Wunden Deiner Hände und Füße sind, als seien Deine Glieder durchbohrt von glühendem Eisen. Und Deine Seele ist ein Meer von Trauer, Schmerz und Hoffnungslosigkeit.
Die das alles angerichtet haben stehen unter Deinem Kreuz. Sie gehen nicht weg, um Dich wenigstens allein sterben zu lassen. Sie bleiben. Sie lachen. Du aber sagst: Vater, vergib, denn sie wissen nicht, was sie tun. Du bist unbegreiflich, Jesus. Wo ist in Deiner zermarterten Seele noch ein Platz, auf dem dieses Wort erblühen kann? – Du bist unbegreiflich.
Sprich auch über meine Seele das Vergebungswort Deiner unbegreiflichen Liebe. Sag auch für mich dem Vater: Verzeih ihm, denn er weiß nicht, was er tat. Zwar hab ich alles gewußt. Alles. Aber Deine Liebe doch nicht. (Karl Rahner)
Den Kreuzweg gestaltete Bert Gerresheim beginnend hinten in der Kirche und hinführend in den Altarraum. Nicht in der Stadt wurden die Verurteilten hingerichtet. Sie trugen selber das Schandholz hinaus auf den Steinbruch- und Schutthügel Golgotha, wo schon die Pfähle gen Himmel zeigten. Das „Tau“, letzter Buchstabe im hebräischen Alphabet, unser „T“, ist dem Künstler in der franziskanischen Bewegung als Zeichen des untersten Dienstes und als äygyptisches Kreuz (s.Antonius) wichtiges Zeichen für Christus: Es ist Zeichen der Erniedrigung und der Erlösung, Zeichen auf der Stirn für die Geretteten (Ezechiel), Leidenszeichen und Symbol der „Passion“ Jesu für die Menschen und Segenszeichen des Franziskus für Bruder Leo und uns alle. Die Senkrechte, die Himmel und Erde verbindet, und die Waagerechte, die Gemeinschaft stiftet, also dieses „T“ finden Sie auf den vierzehn Bildern des Kreuzweges wieder. Und Sie finden auch die Menschen dort, die sich in die konkrete und sehr persönliche Nachfolge des Kreuzes haben hineinnehmen lassen: Die liebende Mütterlichkeit der Kirche findet darin Ausdruck, daß Maria als Mutter Teresa gekennzeichnet ist (s. 4., 12. / 13. Station). Eine jugendliche, zupackende Christusfreundschaft auch in der „Passion“ im KZ Dachau hat Karl-Leisner: „Christus, Du bist meine Leidenschaft. Segne, Höchster, meine Feinde!“. Er steht an der Stelle des Simon von Cyrene (5.Station). Unter den Frauen, die um Jesus weinen, findet sich Edith Stein (8.Station). Daß Christus an die Stelle der Menschen tritt und sie gerade durch Menschwerdung und Tod zu Gott führt, bezeugt Maximilian Kolbe auch durch seinen stellvertretenden Tod im KZ Auschwitz (11.Station). Der jugendliche Lieblingsjünger unter dem Kreuz ist natürlich in seiner einzigartigen Nachfolge Jesu der „Poverello“ Franz von Assisi (12.Station). Und schließlich macht die 13.Station klar, was die Kirche verkündet und lebt: Sie hat in mütterlicher Sorge (Mutter Teresa) keinen anderen der Welt zu zeigen als Christus, den Gekreuzigten (1 Kor). Josef von Arimathäa ist abgebildet in der Gestalt des Papstes. Die Mitra kennzeichnet mit dem Papstwappen, dem Kevelaer-Medaillon und dem hinten eingetragenen Datum den Besuch des Papstes in Kevelaer am 2.Mai 1987, im Jahr der Kirchweihe. Und vor der 14.Station möchte man singen: „Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf…“
Aus 2915 Pfeifen erklingt das Lob Gottes
Mit 42 Registern ist unsere Orgel aus der Kevelaerer Werkstatt Romanus Seifert ausgestattet und verfügt über eine moderne elektrische Registertraktur und über eine rein aus Holz gearbeitete Spielmechanik: So spürt der Organist die Nähe zu jedem Ton auch über die Finger und kann seine eigene Spielweise vielfältiger und sensibler zum Ausdruck bringen.
Am Orgelgehäuse sieht man die Handschrift des Architekten Dieter Baumewerd. Unser Pfarrchor und unser Kinder- und Jugendchor, die Anthonies, bereichern unsere Liturgie zu den verschiedenen Gelegenheiten.
Die Seifert-Orgel in der Kapelle mit ihren 10 Registern ist dem alten gotischen Raum gut angepaßt.
So soll Euer Licht vor den Menschen leuchten…
Der große Osterleuchter von Bert Gerresheim zeigt nach romanischem Vorbild den Kampf gegen das Böse und die Erlösungstat Christi durch die Passion. Das Osterlob der Kerze besingt Christus, der das Dunkel der Sünde vertreibt und Himmel und Erde verbindet. Die Bibel kennt beide Worte: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,12) und „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt 5,14) “Christus ist Alpha und Omega, Anfang und Ende unseres Lebens, ihm ist das Jahr geweiht.”
Ist die Pieta ein Gegenbild zum Kevelaerer Wallfahrtsbild?
Im Kevelaerer Wallfahrtsbild in der Gnadenkapelle zeigt uns Maria ihren Sohn: Gott wird selbst Mensch! Und: Maria und ihr Sohn tragen die Krone: Wir sind für den Himmel bestimmt. Zwischen diesen beiden Aussagen steht die Schmerzensmutter. Wenn wir an der Pieta unsere Kerzen entzünden, bitten wir die Schmerzensmutter, in unseren irdischen Sorgen und Schmerzen mitzugehen und uns zu Christus zu führen
Die Welt braucht Zeugen
Der Märtyrer (=gr.Zeuge) Sebastian ist Patron der niederrheinischen Schützenbruderschaften, die entstanden sind in der gemeinsamen Nachbarschafts- und dörflichen Hilfe, der sozialen Sorge für Kranke und Arme, als Schutzgemeinschaften gegen Plünderung und Raub, sowie als Träger jährlich wiederkehrender Feste. Der junge glaubensstarke Soldat Sebastian in der kaiserlichen Leibgarde zur Zeit der römischen Christenverfolgung des 3. Jh. war nicht nur den Schützen Vorbild und Fürbitter. Unsere Sebastianusfigur hat als einzige den Brand relativ unbeschadet überlebt. Sie entstand Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts und ist aus Lindenholz mit einer grau-weißen Farbfassung.
Sinnvoll leben
Ich will leben. Frei.
Ganz ungebunden.
Sebastian?
Die Knochen hinhalten?
Die Hände fromm falten?
Er sagt:
Ich tu´s für IHN.
Ich bin so frei.
An IHN gebunden.
Nicht ohne Wunden.
Ich bin so frei
Das Sakristei-Gebäude auf der linken vorderen Seite des Kirchbaus ist mehr als ein Nebenraum. Für die Kirche von 1900 wurde eine großzügige, eigenständige Sakristei errichtet und mit wertvollen neugotischen Fenstern versehen. Den Zweiten Weltkrieg und den Brand 1982 hat sie fast unbeschadet überstanden, und sie konnte wegen des niedriger gelegten Chorraums mit verändertem Zugang in die Kirche dem neuen Konzept gut eingefügt werden: Von hier aus kann ein festlicher Einzug jedem Gottesdienst vorangehen. Im Keller birgt die Sakristei Nebenräume und die große Heizungsanlage für die Kapelle und die Kirche. Der alte Zugang zum Chorraum ist zur Messdienersakristei umgebaut worden; der Hauptraum bietet genügend Platz für die Vorbereitung von Liturgie in jeder Form auch bei großen Konzelebrationen.
An das Obergeschoss erinnern sich alte Kevelaerer aus ihrer Jugend: Dort fanden Gruppenstunden, Bibelgespräche und Gebetstreffen auch in Kriegszeiten statt. So sind diese Räume die Vorgänger des Pfarrheims. Heute ist über der Sakristei an einem riesigen Auschneidetisch die Paramentengruppe tätig. Im Dachgeschoss befindet sich ein Meditationsraum für Schulgottesdienste und Gruppenmeditationen im Taizé-Stil.
In der Sakristei werden als Kleinodien aufbewahrt: ein Gelbguss-Lavabo-Kessel aus dem 16. Jahrhundert, Bilder der kriegszerstörten Kirche von Karl Neuy, eine Zeichnung für das Tympanon über dem Tor der Vergebung von Bert Gerresheim und zwei große Keramik-Teller der Kevelaerer Künstlerin Grete Vorfeld. Die wertvolle silberne Rabanus-Raab-Monstranz aus der Kalkarer Schule stammt aus der Zeit nach 1700. Sie zeigt in barocken Formen neben der Mitte für den Sohn Symbole für den Vater und den Heiligen Geist sowie ein Marienmedaillon. Ein barockes Weihrauchfass aus der Zeit vor 1790 und der aufwendig gestaltete Krickelberg-Kelch, zum silbernen Ortsjubiläum 1843 für Pfarrer Johann Heinrich Krickelberg gefertigt, gehören weiter zu den Kostbarkeiten.
Das ewige Licht in der Hauptkirche werden Sie vielleicht suchen. Im Tabernakel vorne links spricht dieses immer brennende Feuer vom Himmel, den wir erwarten: „… und das ewige Licht leuchte ihnen.“ Dieses immer brennende Feuer hat aber auch das alttestamentliche Vorbild des Mose am brennenden Dornbusch: „Mose, der Ort, wo Du stehst ist heiliger Boden. Mein Name ist: Ich bin für Euch da!“ Jesus brennt darauf, uns zu erleuchten und zu bestärken im heiligen Sakrament. Vor dem Tabernakel können wir ausruhen und beten. Einfach dasein und spüren: Er ist da.
Gott, Du hast viele Namen. Einer sagt eigentlich alles. Er stammt von Dir selber. Du sagst zu Mose: Ich bin Jahwe, d.h. Ich bin da für Euch. Du bist da, immer und überall, also auch jetzt, hier in diesem Raum. Gott, Du bist da mit der brennenden Glut Deines Herzens, mit dem Feuer Deiner Liebe. Danke Gott, daß Du so nahe bist.
Getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes…
Ein inzwischen verstorbener Kevelaerer Priester ging bei seinen Heimatbesuchen gern in die Pfarrkirche, legte seine Hand auf den 500 Jahre alten Taufstein und sprach still für sich sein Glaubensbekenntnis. So dankte er Gott für den Beginn seines Glaubens und für die vielen Generationen vor uns in Kevelaer, die uns die frohe Botschaft weitererzählt und vorgelebt haben.
Taufsteine aus Namurer Blaustein gleicher Qualität von 1471 existieren in Dinant/Belgien und in St. Quirinus Kevelaer-Twisteden.
Als ein Evangelium im Evangelium hat man das Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lk 15) bezeichnet. Über dem Zugang zu den Beichtzimmern läßt Bert Gerresheim den Vater heraustreten aus der gleichen Tür, wie sie dort zu sehen ist: Im Bußsakrament kommt Gott mir weit entgegen.
Links sind die Aggressionen und zerbrochenen Zustände, aber auch die Schuldsituationen zu sehen, in denen der erste Sohn „sitzt“, rechts vor dem Hintergrund der wiedererrichteten St. Antoniuskirche das fast eucharistische Fest mit Brot auf dem Tisch und dem Krug Wein. Und in der Gruppe steht der zweite Bruder oder der ungeduldige, genauso unversöhnte Alltagschrist mit der Frage „Was hab ich denn?“ Den Christen, der „sich heraushält“ aus der Gemeinschaft, ruft Gott genauso zur Erneuerung und zum Fest wie den „verlorenen Sohn“.
Die Heiligen im Tor der Vergebung predigen das Bußsakrament und führen hin zur Versöhnung mit Gott und zur Versöhnung mit den Menschen und zur Versöhnung mit dem eigenen begrenzten Leben.
Von der neutestamentlichen Zeit bis in die Gegenwart sind diese großen Gestalten der Kirche im Tor von oben nach unten angeordnet.
Unsere Verstorbenen mögen leben in deinem Licht
Der Zugang zu den alten niederrheinischen Kirchen verlief über den Friedhof. Bis 1850 umgab der „Kirchhof“ die St. Antonius-Kirche. Im Turmeingang liegt bei uns jeweils aufgeschlagen das Totenbuch mit den Namen derer, die an diesem Tag in den letzten 50 Jahren gestorben oder im Krieg gefallen sind. Das für den Hungerbunker in Auschwitz zunächst bestimmte Dornenkreuz zeigt uns einen Christus, der mit seinem Lebensweg und seinem Kreuzweg, auch mit seinem Tod „völlig eins“ ist.