Gebet
Wie schön ist es, dass Gott immer Kontakt zu allen Menschen hält, weil er sie ja über alles liebt.
Aber: Wer nicht betet, hat keinen Kontakt zu Gott. Ist doch klar: wie wollen Sie Kontakt zu ihrem Ehepartner, zu ihrem Kind aufrechterhalten, wenn Sie nicht mit ihm sprechen?
Die meisten Menschen kennen die Art des Betens mit vorformulierten Gebeten, etwa dem Kreuzzeichen, dem „Vater unser“ oder dem „Gegrüßet seist du Maria“. Geistliche und nicht-Geistliche beten gern jeden Tag das Stundengebet mit Psalmen aus dem Alten Testament.
Andere sagen, sie könnten mit dem ständigen „Aufsagen“ bekannter Gebetstexte nicht anfangen. Das ist auch nicht schlimm. Jeder kann sich mit seinen eigenen Worten an Gott wenden. Andererseits sollte man feste Gebetstexte nicht verachten. Manchmal fällt es mir schwer, frei mit Gott zu sprechen, etwa in Situationen großen Leids. Dann können mir solche festen Gebetstexte, die ich schon seit meiner Kindheit kenne, helfen, die Verbindung von mir zu Gott aufrecht zu erhalten und mich ihm wieder zu öffnen.
Der Schüler eines alten chinesischen Mönchs fragte mal seinen Lehrmeister, warum er solche „heiligen“ Gebets-Formeln ständig wiederholen solle. Der Mönch wies ihn an, mit einem alten, völlig mit Dreck verkrusteten Korb Wasser aus dem Fluss zu holen, was sein verwunderter Schüler auch tat. Als er wieder im Kloster erschien, war der Korb natürlich leer, denn das Wasser war unterwegs aus dem Korb herausgelaufen. Also sagte der Mönch ihm, er solle den Vorgang wiederholen. Wieder war das Wasser ausgelaufen. Immer wieder musste der Schüler mit dem Korb gehen, nie brachte er Wasser nach Hause. Schließlich fragte der Schüler, was diese Tätigkeit des Wasserholens denn bewirken solle. Der Mönch sagte: „Sieh dir den Korb an. Was bemerkst du?“ Da bemerkte der Schüler, dass der Korb völlig sauber geworden war. Der verkrustete Dreck hatte sich gelöst und war weggespült worden. Da verstand der Schüler, warum es sinnvoll ist, auch mit feststehenden Texten ständig zu beten: Diese Art zu beten reinigt Seele und Denken des Menschen und richtet ihn immer wieder auf Gott aus.
Wenn Sie gern solche Gebetstexte kennen lernen wollen, gehen Sie doch mal außerhalb der Gottesdienste in die Kirche und blättern Sie in den Gebetbüchern, die dort ausliegen. Das „Gotteslob“, so heißt unser Gebetbuch, enthält unglaublich viele Gebete in Text- oder Liedform, die Ihnen helfen können, Kontakt zu Gott aufzubauen und mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Helmut Leurs, Diakon