Ehrfurcht vor sich selbst
Wir bestehen aus Leib und Seele
An einem Restaurant auf der Kevelaerer Hauptstraße fand ich folgenden Spruch: „Tu deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Dieses tolle Wort hat die heilige Teresa von Avila gesagt und ich kann mich voll damit identifizieren. Die heilige Teresa macht damit deutlich, wie wir Menschen sind: Wir bestehen aus Leib und Seele. Am glücklichsten sind wir, wenn Leib und Seele im Einklang sind.
Was ist Deine Seele?
Der Leib ist unsere irdische Heimat, die Wohnung unserer Seele. Was die Seele ist? Sie ist Dein Innerstes, Dein geistiges Ich. Sie unterscheidet uns Menschen von allen anderen Lebewesen auf der Erde. Deine Seele ist direkt von Gott geschaffen und Dir von ihm geschenkt, durch sie bist Du ein einmaliger, unverwechselbarer Mensch, durch sie kannst Du Dich und Deine Lebensumstände erkennen und betrachten. Durch Deine Seele bist Du also nicht nur ein Lebewesen, sondern ein Mensch, eine Person. Dass Du eine von Gott geschaffene Seele hast, verleiht Dir eine unverwechselbare Würde, aber auch einen Hang zu Gott, der Dir verspricht, dass Dein Leib zwar irgendwann einmal stirbt, dass aber Deine Seele nicht stirbt, sondern in der Ewigkeit einen neuen, andersartigen Körper bekommt.
Nicht zufrieden mit Dir?
Dass Du neben Deinem Leib auch eine Seele hast unterscheidet Dich noch auf eine andere Weise von allen Deinen Mitgeschöpfen: Du hast Verantwortung für Dein eigenes Leben, für Deinen Körper und Deine Seele. Wenn Du auch nur ahnst, wer Gott ist und wie sehr er Dich liebt, dann müsstest Du schon deshalb Dich selber mögen und vor Dir, weil er Dich geschaffen hat, den Hur ziehen.
Du bist nicht zufrieden mit Dir? Zu dick, zu dünn, zu lang, zu kurz, zu doof, nicht der Schöpfung letzter Schrei? Kann schon sein. Aber Gott hat Dich nicht für einen Faulpelz geschaffen, der sich nur noch genießen will, er hat Dich geschaffen und Dich Dir als Aufgabe geschenkt. Mach doch was aus Dir. Das Geheimnis ist, dass Gott Dich jetzt schon so liebt wie das Beste, was Du aus Dir machen kannst. Er sieht das alles schon in Dir.
Wir machen was aus uns
So, jetzt machen wir also etwas aus uns. Wir bilden unseren Geist und lernen alles, was es so zu wissen gibt. Wenn Dir dabei Dein Körper aus den Augen gerät und Du nichts für ihn tust und wenn Du gar Deine Seele nicht beachtest und für Deine Beziehung zu Gott nichts tust, wirst Du ein eigenartig einseitiges Wesen, vergleichbar mit einem Menschen, der seinen Körper bis zur Vergötterung in den Mittelpunkt seines Denkens und Handelns stellt, der jeden Tag ins Sportstudio geht, aber seinen Geist so sehr vernachlässigt, dass ihn jedes Kind mit seinem Wissen aus den Angeln heben kann. „Man“ liebt Dich nicht, weil Du so toll aussiehst (aber strohdumm bist) oder weil Du so gebildet bist (Dein Körper aber merkwürdig schlaff bleibt). Vielleicht wird man Dich lieben, weil Du gebildet bist und gut aussiehst, aber wer sich dann auf Dich einlässt, dem wird auf die Dauer auffallen, dass Du noch nicht weißt, wozu das alles eigentlich gut sein soll. Vergiss also Deine Seele nicht.
Verantwortung für Leib und Seele
Du wirst auf die Dauer also nur glücklich, wenn Du daran denkst, dass Du eine Einheit aus Leib und Seele bist, die Gott Dir geschaffen und geschenkt hat und schon liebt. Mach etwas aus diesem Geschenk und schätze es wert. Lerne, Dich zu lieben, habe Ehrfurcht vor Dir selbst. Was Du mit Dir nicht machen solltest, weißt Du dann schon selbst. Schön, dass Du da bist.
Helmut Leurs, Diakon