Es war schon ein bewegender Moment am vergangenen Sonntag. Da wandte man sich in fünf Kevelaerer Kirchen gegen Ende der letzten Sonntagsmessen den Taufbüchern der Gemeinden zu. Dort sind die Namen derer verzeichnet, die in den Kirchen getauft wurden. Auch ihre Firmung und ihre Eheschließung ist dort eingetragen. Neue Namen werden nicht mehr hinzukommen.
In gewisser Weise wurde ein Schlussstrich unter die letzten Eintragungen gezogen. Ein Wort aus dem Lukas-Evangelium deutet es: „Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“ (Lk 10,20). Als dann die Taufbücher geschlossen wurden und in Stille an einen würdigen Platz gelegt wurden, ließ das wohl kaum jemanden kalt!
Viele Jahrhunderte haben die Menschen in ihren Pfarrgemeinden gelebt, Gottesdienste gefeiert, Sakramente empfangen, den Glauben bezeugt. Und nun wird es am kommenden Sonntag eine neue Pfarrei geben – bestehend aus den fünf Gemeinden in Kevelaer, Twisteden, Wetten, Winnekendonk und Kervenheim.
Wie soll man das beschreiben, was da passiert? Von Fusion sprechen wir nicht so gerne. Zu Recht. Denn wenn etwas fusioniert, gibt es etwas Neues, das Vergangene hört auf zu existieren. So ist es bei uns nicht. Nicht nur, dass Vergangenes in unseren Erinnerungen weiterlebt. Auch die neue Pfarrei wird weiterhin aus ihren fünf Gemeinden bestehen.
Und wenn man die Neugründung der Pfarrei mit einer Hochzeit vergleicht? Von „Liebeshochzeit“ will wohl niemand reden. Denn ganz freiwillig ging keiner der Gemeinden diesen Weg, auch nicht aus Zuneigung zu den anderen. Und doch kann ich dem Bild der Hochzeit etwa abgewinnen. Zwei Menschen machen sich dabei gemeinsam auf den Weg. Versprechen sich, einander beizustehen, miteinander Zeit, das Leben zu teilen. Sie binden sich auch rechtlich aneinander, bilden eine Gütergemeinschaft. Doch sie verschmelzen nicht zu einer neuen Person. Das passt.
Ich möchte den Einschnitt nicht schönreden. Er stimmt traurig. Aber nicht nur Trauer, sondern auch Dank sollte uns erfüllen mit Blick auf das Vergangene. Dag Hammarskjöld, der zweite Generalsekretär der Vereinten Nationen, hielt zu Beginn des Jahres 1953 in seinen persönlichen Aufzeichnungen fest: „Dem Vergangenen: Dank, dem Kommenden: Ja!“ Ein gutes Wort, dem wir uns anschließen können. Schauen wir voll Dankbarkeit auf das Vergangene und voll Zuversicht auf das, was kommen wird. Auf eine lange „hohe Zeit“. Ja!
ANDREAS POORTEN, PFARRER